Der Kurznachrichtendienst Twitter ist aus der Social-Media-Welt nicht mehr wegzudenken. Mit seinen sogenannten Tweets hat sich das Netzwerk seit seiner Gründung 2006 zu einer beliebten Plattform für den Austausch von Informationen, Meinungen und Neuigkeiten entwickelt. Doch seit der Übernahme durch Elon Musk im Oktober 2022 scheint bei dem beliebten Netzwerk kein Stein mehr auf dem anderen zu stehen – sehr zum Ärger vieler Nutzer:innen. In diesem Artikel nehmen wir Elon Musks radikale Transformationen und mögliche Nachfolge-Apps (Mastodon, Threads, usw.) genauer unter die Lupe.
Entstehung und Entwicklung von Twitter
Twitter wurde im Jahr 2006 gegründet und hat seitdem eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen. Zunächst als Mikroblogging-Dienst gestartet, der es Nutzer:innen ermöglichte, kurze Textnachrichten zu veröffentlichen, hat sich Twitter zu einer Plattform entwickelt, auf der Menschen aus aller Welt miteinander kommunizieren und Informationen teilen können.
Mittlerweile kann Die Plattform eine große globale Reichweite vorweisen und spielt eine wichtige Rolle bei aktuellen Ereignissen, Diskussionen und dem Teilen von Inhalten. Nicht nur private Nutzer:innen verbreiten hier ihre Ansichten im Netz, sondern auch Politiker:innen, Unternehmen und Prominente.
Mehr Meinung als Fakten: Herausforderungen und Kritik
Wie jedes Soziale Netzwerk hat auch Twitter seine Schattenseiten. Meinungsmache, Shitstorms und Auseinandersetzungen unter den Nutzer:innen sind bei vielen Themen an der Tagesordnung. Zudem wird Twitter regelmäßig vorgeworfen, der Verbreitung von Falschinformationen Vorschub zu leisten und der Herausforderung, die Glaubwürdigkeit von Inhalten zu prüfen, nicht ausreichend nachzukommen. Die Begrenzung der Nachrichtenlänge auf 280 Zeichen führt zudem bei komplexen Themen häufig zu einer Vereinfachung und Verzerrung. Darüber hinaus sieht sich das Netzwerk mit Fragen der Privatsphäre und des Datenschutzes konfrontiert, insbesondere im Zusammenhang mit der Verwendung persönlicher Daten für Werbezwecke.
Die Ära Elon Musk
Dass der milliardenschwere Tech-CEO einen Hang zu radikaler und disruptiver Veränderung hat, ist weitreichend bekannt. Diverse E-Auto-Innovationen und Raketenprojekte zeugen von einem regelrechten Höhenflug des Unternehmers. Im Frühjahr 2022 kaufte Musk dann 73,5 Millionen Twitter-Aktien, was ihn mit einem Anteil von 9,2% zum größten Aktionär der Plattform machte. Wenig später wurden konkrete Kaufpläne für eine vollständige Übernahme von Twitter öffentlich gemacht.
Kritiker:innen befürchteten nun, Musk könnte die Plattform durch fehlendes Engagement gegen die Verbreitung von Fake News sowie die Aussage, den Twitter-Account von Donald Trump rehabilitieren zu wollen, in eine umstrittene Richtung lenken.
Mitte Mai dieses Jahres folgte der überraschende Stopp der Twitter-Übernahme, die dann im Juli komplett vor dem Aus zu stehen schien. Nachdem ein drohender Rechtsstreit zwischen Musk und Twitter doch noch abgewendet werden konnte, kam es Ende Oktober zur finalen Übernahme für 44 Milliarden US-Dollar – gefolgt von einer sofortigen Entlassungswelle in den oberen Personalebenen.
Welche Pläne verfolgt Musk mit Twitter?
Diese Frage stellte sich die ganze Welt, als viele Angestellte des Kurznachrichtendienstes nur wenige Tage nach der Übernahme ohne Job auf der Straße standen. Wenn man Musks eigener Aussage Glauben schenken kann, hat er Twitter gekauft, um die Meinungsfreiheit voranzutreiben. Twitter sei laut Musk der ideale digitale Ort, um verschiedenste Überzeugungen auf gesunde Weise zu diskutieren, ohne dabei ein einzelnes Meinungsspektrum zu bevorzugen.
Wie genau er Meinungsfreiheit definiert und warum diese auf Twitter aktuell nicht gegeben sei, geht aus dieser Aussage nicht hervor. Doch seine Vision für die Plattform ist klar: Ein weitgehend unreguliertes Soziales Netzwerk, das alle Meinungen zulässt.
Das stößt bei vielen Nutzer:innen und Kritiker:innen auf Unverständnis, denn Fake News, Hassnachrichten, Diskriminierungen und weitere anstößige Inhalte könnten auf Twitter so in Zukunft leichtes Spiel haben. Auch Musks Plan, das blaue Twitter-Häkchen nur noch gegen Geld anzubieten, stößt derzeit auf Kritik – aus einem Beleg für Authentizität wird damit nämlich ein Zeichen für zahlende Kund:innen.
Alternativen zu Twitter
Aufgrund der Entwicklungen begeben sich viele Nutzer:innen und auch Unternehmen aktuell auf die Suche nach Twitter-Alternativen. Einige populäre Anbieter sind:
Mastodon: Mastodon ist ein dezentrales soziales Netzwerk, das es den Nutzer:innen ermöglicht, eigenverantwortliche Server (Instanzen) zu hosten und mit anderen Nutzer:innen auf diesen zu interagieren. Die kurzen Textbeiträge werden „Toots“, (auf Deutsch „Tröts“) genannt. Mastodon ist eine freie Software und wird zum Großteil durch Spenden finanziert. Nach der vollzogenen Twitter-Übernahme erfolgte ein starker Anstieg der Accounts und Posts auf den Servern.
CounterSocial: Diese Plattform versucht, sich als authentisches Netzwerk zu positionieren, indem aktiv Fake-Accounts und Trolle bekämpft werden. Um dies zu erreichen, ergreift die Website strenge Maßnahmen und blockiert Konten aus Ländern wie Syrien, Russland oder China. Neben dem Versenden von Kurznachrichten kann CounterSocial auch als Plattform für Videokonferenzen genutzt werden. Ähnlich wie bei Twitter gibt es Hashtags zu bestimmten Themen, denen die Nutzer:innen folgen können.
BlueSky: Die neue Mikroblogging-Plattform funktioniert ähnlich wie Twitter, bietet aber zusätzlich einen dezentralen Aufbau mittels des sogenannten „Authentical Transfer Protocol“. Laut Bluesky soll es zudem keinen zentralen Algorithmus geben, sondern die Nutzer:innen entscheiden selbst, welchen Algorithmus sie verwenden wollen und welche Inhalte ihnen ausgespielt werden. Dieser Ansatz zahlt auf die anhaltende Datenschutz-Kritik an anderen großen Sozialen Netzwerken ein. Besonders spannend macht das neue Netzwerk die Tatsache, dass sie von Twitter-Gründer Jack Dorsey ins Leben gerufen wurde. Die aktuelle Beta-Version der App lässt sich derzeit allerdings nur per Einladungscode herunterladen.
Threads – der neuste Meta-Coup?
Seit einigen Wochen mischt sich eine weitere Plattform in das Gespräch rund um die Twitter-Alternativen: Mit „Threads“, bis kurz vor Launch als “Barcelona” oder “P92” bekannt, hat der Facebook-Konzern Meta verkündet, an einer Social-Media-App zu arbeiten, die das Beste aus Instagram und Twitter auf einer Plattform vereinen soll. Damit tritt Meta in direkte Konkurrenz zu anderen Alternativen.
Die App wurde am 6. Juli 2023 gelauncht (bisher nur außerhalb der EU) und wirbt mit dem Slogan „Instagram für deine Gedanken“. Threads ist zwar eine unabhängige App, man kann sich jedoch mit einem bestehenden Instagram-Profil registrieren. Threads soll dezentralisiert sein, doch was das im Meta-Kontext genau bedeutet, ist noch nicht ganz nachvollziehbar.
Zudem ist unklar, ob und wann Threads in Deutschland verfügbar sein wird. Die strengen Datenschutzregeln halten Meta bisher davon ab, die App auch hierzulande anzubieten. Sollte es jedoch auch hier zu einem Launch kommen, könnte es sich lohnen, schon früh dabei zu sein. Neue Soziale Netzwerke bieten immer spannende Marketing-Möglichkeiten für Unternehmen und Influencer:innen. Insbesondere, wenn sie so rasant wachsen wie Threads.
Fazit: Läutet Threads das Twitter-Aus ein?
Der Wunsch nach einer Alternative zu Twitter ist groß, doch es schien lange Zeit wenig wahrscheinlich, dass eine andere App in Kürze die Marktführung von Twitter übernimmt. Bestehende Netzwerke und über Jahre aufgebaute Reichweite könnten viele Nutzer:innen auf der Plattfom halten – jedenfalls vorerst.
Der Launch von Threads zeigt aber nun, dass auch ein anderes Szenario denkbar ist. Binnen sieben Stunden konnte die App schon über 10 Millionen Nutzer:innen vorweisen; 18 Stunden nach Launch waren es bereits 30 Millionen. Sollten die Zahlen weiterhin so rasant steigen, könnte Twitter in kürzester Zeit von Threads überholt werden.
Twitter ist noch immer ein Ort, an dem viel Tagesgeschehen sowie zahlreiche wichtige Branchentrends und News in Echtzeit diskutiert werden. Eine ähnliche Diskussionskultur wird auf Threads erst einmal entstehen müssen. Zudem benötigen die Nutzer:innen Zeit, um sich an das Nutzungsklima der neuen App zu gewöhnen und eine Art Posting-Eigendynamik zu entwickelt, die der von Twitter gleichkommt. Zudem gibt es bisher weder Hashtags, noch Direktnachrichten, noch eine Desktop-Version.
Es ist bereits jetzt absehbar, dass die Rivalität zwischen Twitter und Threads noch einige nächste Runden vor sich hat, in denen wir mit einem Schlagabtausch rechnen können. Musk hat Threads bereits einen Tag nach dessen Launch eine Klage angedroht – Mark Zuckerberg habe ehemalige Twitter-Mitarbeiter:innen bewusst eingestellt, um ihr Wissen über Betriebsgeheimnisse für die rekordschnelle Entwicklung einer Twitter-ALternative auszunutzen.
Meta könnte aufgrund seiner Größe und strategisch geschickter Entscheidungen tatsächlich in der Lage sein, sich mit Threads langfristig als erfolgreicher Konkurrent zu etablieren. Fest steht heute jedoch nur eines: Wir dürfen gespannt sein, wie der Kurznachrichtendienst-Krimi weitergeht.