Mit der Machtstellung von Facebook, Instagram, Twitter und Co. kann es derzeit keine andere Firma aufnehmen. Um die Dienste weiterhin nutzen zu können, stimmen wir der Speicherung und dem Verkauf unserer Daten zu und bekommen täglich Unmengen von Werbung angezeigt. Die Idee, ein eigenes Netzwerk zu betreiben, in dem jeder Nutzer selbst die Kontrolle behält, klingt unter diesen Umständen verlockend. Mit Hilfe der „Public Hypercloud“ könnte die Vision Wirklichkeit werden.
Power to the People – Peer Production als Grundlage der Public Hypercloud
Technik nicht so nutzen, wie sie von ihren Erfindern konzipiert wurde, sondern so, wie sie am nützlichsten ist – das ist das Ziel von „Peer Production“. Das Buzzword bezeichnet eine gemeinschaftliche und produktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Sie bildet die Grundlage für Projekte wie die Public Hypercloud (mehr dazu später) und entsagt sich jeglicher Hierarchien oder ungleicher Machtverhältnisse, wie sie derzeit in der digitalen Wirtschaft vorherrschen. Beispiele für Peer Productions sind freie Software oder Wissens-Ressourcen wie OpenStreetMap oder Wikipedia, die gemeinsam erstellt und verbessert werden.
Einige wenige große Konzerne haben die wirtschaftliche Führung übernommen. Durch diese Monopolstellung entsteht eine Abhängigkeit der globalen Social-Media-Kommunikation von gängigen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder TikTok. Es ist allgemein bekannt, dass diese Marken unter anderem wegen ihres Umgangs mit den persönlichen Daten ihrer Nutzer des Öfteren in die Kritik geraten. Wir verzichten auf unsere Privatsphäre im Austausch gegen die Möglichkeit, Dienste zu nutzen, die unseren Beiträgen und Fotos eine Plattform geben.
Dabei liegt in diesen riesigen Datensammlungen ein viel größerer Nutzen, als auf ihrer Grundlage personalisierte Werbeanzeigen zu schalten oder massive Gewinne einzufahren, die auf Kosten der Nutzer gehen. Natürlich kann es eine angenehme Erfahrung sein, nur Werbung für genau die Dinge zu erhalten, für die man sich wirklich interessiert. Doch wäre es nicht noch viel nützlicher, wenn dank dieser Informationen gesellschaftliche Probleme gelöst werden könnten?
Digitale Märkte unterstützen zwar die Erprobung neuer Technologien, werden jedoch oft auf Konkurrenz und Eigennutz gegründet. Anstatt damit exzessiven Wettbewerb zu betreiben, könnten die Nutzerdaten Aufschluss über gesellschaftliche Dynamiken geben. Eine Öffnung des Marktes für Altruismus und Solidarität würde eine neue Art der Digitalisierung hervorbringen. Demografische Daten und Verhaltensweisen in den Sozialen Medien könnten für Forschungszwecke genutzt werden anstatt für zielgerichtete Werbung.
Das Netzwerk der Gemeinschaft
Was also wäre nun, wenn jeder Nutzer sein eigenes Netzwerk hätte, das nur er allein kontrolliert? Werbetreibende müssten einzelne Nutzer dafür bezahlen, Anzeigen in ihren Netzwerken zu schalten, falls sie es ihnen überhaupt erlauben würden. Jeder Nutzer könnte ein eigenständiges Netzwerk gestalten, in dem nach persönlichem Belieben die wichtigsten Funktionen der gängigen Sozialen Netzwerke integriert werden: Kurznachrichten wie auf Twitter, Videos wie auf TikTok, Pinnwände wie auf Facebook, Video-Calls wie auf Zoom. Wir könnten selbst bestimmen, wie und mit wem wir uns vernetzen möchten. Unsere Daten würden nur uns gehören.
Doch wie ist das möglich, ohne über umfassende Programmierkenntnisse zu verfügen? Die Antwort liegt im Green Public Blockchain Hypercloud Service, einer gemeinschaftlich verwalteten digitalen Infrastruktur, die von Steuern und anderen öffentlichen Geldern finanziert werden könnte. Das wird so begründet: Ebenso, wie Straßen und Bürgersteige ein Teil der gesellschaftlichen Infrastruktur sind, sollte auch die Verwaltung der digitalen Infrastruktur mit all ihren Plattformen der Gesellschaft obliegen. Die Kontrolle über diesen wichtigen Bereich des gesellschaftlichen Zusammenlebens sollte nicht bei großen Tech-Firmen mit rein ökonomischem Interesse liegen, sondern in staatlicher Hand – so die Argumentation der Befürworter.
Verfechter der Public Hypercloud möchten die beliebten Funktionen der Sozialen Netzwerke zwar beibehalten, aber die Namen der großen Firmen dahinter verschwinden lassen. Facebook und Co. können sich allerdings auf die Fahne schreiben, all diese Funktionen überhaupt erst entwickelt zu haben. Angesichts der hohen Stellung von Social Media in sämtlichen Bereichen unserer Lebensrealität stellt sich allerdings die Frage, ob Regulierungen durch den Staat oder die internationale Gemeinschaft nicht längst überflüssig sind. Mit zunehmender Macht der digitalen Dienste verschärft sich der Konflikt zwischen ökonomischem Interesse, Datenschutz und Privatsphäre.
Welche Vorteile hätte eine Public Hypercloud?
Ein Soziales Netzwerk ist Alltagsbegleiter, Lebensmittelpunkt, Werbemittel, Informationsquelle, politische Plattform und für manche sogar berufliche Existenz. Sollte etwas, das so viele immens wichtige Bereiche beeinflusst, in den Händen einzelner Unternehmen verweilen, deren Ziele nahezu ausschließlich wirtschaftlicher Natur sind?
Die Public Hypercloud beantwortet diese Frage als Gegenentwurf zu den etablierten Sozialen Medien ganz klar mit Nein. Anstatt Geld für die Überwachung und Regulierung der Tech-Giganten auszugeben, würden die Regierungen die Macht in die Hände jedes Einzelnen legen. Jeder Nutzer würde sein eigenes Netzwerk personalisieren und selbst bestimmen, was mit den eigenen Daten passiert. Aus staatlicher Sicht ist die Wartung öffentlicher virtueller Server weitaus günstiger als die Instandhaltung von Millionen von Kilometern aus Straßen und Brücken.
Da sich über die Blockchain Anonymität gewährleisten und Identitäten feststellen lassen, könnten sogar politische Wahlen online stattfinden. Das Risiko für Wahlbetrug würde sinken und die Wahlbeteiligung gleichzeitig steigen. Das wäre ein weiterer bedeutender Schritt für die Demokratie, der nicht nur im realen Leben stattfindet, sondern endlich auch im Netz. Eine öffentlich finanzierte Hypercloud könnte mehr Sicherheit und Privatsphäre sowie Kontrolle über Inhalte und Werbung bedeuten und gleichzeitig gesellschaftliche Prozesse vereinfachen.
Zudem wäre es leichter, gegen Spam und Fake Accounts vorzugehen, da sich die Herkunft der Nutzer besser identifizieren lässt. Falschinformationen könnten sich nicht so einfach auf andere Netzwerke ausbreiten, und weil wir kontrollieren, was wir sehen, könnten wir Filter gegen Hate Speech einrichten. Ähnlich wie bei der Beantragung eines Führerscheins könnten Nutzer erst offiziell identifiziert und zertifiziert werden, bevor sie ein Netzwerk betreiben dürfen.
Da kein privates Unternehmen hinter der Public Hypercloud steht, sondern die Gemeinschaft, könnten intelligente Sicherheitsvorschriften von einem parteiübergreifenden unabhängigen Gremium durchgesetzt werden anstatt von einem gewinnorientierten CEO. Hierbei sollte Zensur aber unbedingt vermieden werden. Wie auch im realen Leben können Personen ihre spezifischen Vorlieben ausleben – solange sie ihre Aktivitäten auf ihr privates Netzwerk beschränken.
Hat die Idee der Public Hypercloud eine Zukunft?
Die Vorteile einer Public Hypercloud liegen auf der Hand: keine Monetarisierung privater Daten, durch die Nutzer regulierte Werbeanzeigen, mehr Kontrolle über die eigenen Inhalte und weniger Fake News. Facebook, Instagram & Co. hätten keine Möglichkeit mehr, massenweise Daten abzugreifen.
Dies würde nicht alle inhärenten Probleme der sozialen Medien lösen, aber einige Fallstricke beseitigen, wie beispielsweise die Nutzung unserer Daten für gezielten Spam. Das zugegebenermaßen sozialistische und anti-kapitalistische Vorhaben der Public Hypercloud scheint derzeit allerdings nicht besonders realistisch zu sein, jedenfalls im Hinblick auf eine flächendeckende Etablierung. Letztendlich hängt die Macht der Tech-Giganten einzig und allein von der Zahl ihrer Nutzer ab. Und derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die Mehrheit der Social-Media-Nutzer demnächst von Facebook, Instagram und Co. verabschieden könnte.
Allerdings gibt es bereits diverse Ansätze, um Daten für alle zugänglich zu machen. Wikipedia ist ein Beispiel für die Bereitstellung von Informationen, die jederzeit abrufbar sind und von einer offenen Autorengemeinschaft im Sinne der Peer Production unentgeltlich verwaltet werden. Es gibt jedoch viele weitere Open-Data-Konzepte aus den unterschiedlichsten Bereichen, die digitale Daten als Möglichkeit zur Informationsgewinnung für Politik, Wissenschaft o.ä. anerkennen. Hierzu zählen beispielsweise offene Verwaltungsdaten von Ländern und Kommunen.
„Die breite Verfügbarkeit von Daten allgemein wird zu einem immer bedeutenderem Wirtschaftsfaktor und ist Bestandteil einer modernen Infrastruktur. Das Ziel ist daher der Aufbau eines Daten-Ökosystems, in dem Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft gegenseitig von einer guten Datenbasis und breiten Nutzungsmöglichkeiten profitieren können“, heißt es auf der Website des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.
Diese Art von Offenheit und Gemeinschaftlichkeit im Umgang mit Daten sollte nicht nur im wissenschaftlichen und politischen Bereich zum Standard werden, sondern den Menschen auch im alltäglichen Leben die Möglichkeit geben, ihre digitale Kommunikation und die Verwendung ihrer Daten selbst zu steuern und zu beeinflussen.
„Peer Production“ und „Public Hypercloud“ sind zwei Trendbegriffe, die mit Hilfe der Research-Methode FirstSignals® aufgespürt wurden. In Kombination aus automatisiertem Text-Mining und der Leistung erfahrener Redakteure und Analysten erkennt FirstSignals® die ersten schwachen Signale eines gerade erst entstehenden Trends – und zwar in genau dem Moment, in dem sogenannte „Buzzwords“ den medialen Echoraum der Entscheider und Verbraucher erstmals betreten. So nutzen Sie zukünftige Trends, bevor es andere tun. Hier erfahren Sie mehr über die Funktionsweise und die Vorteile von FirstSignals®.