Onlinemedienbeobachtung bei pressrelations – was hat sich verändert, wo liegen Chancen und Herausforderungen, welche Trends gibt es aktuell?
Eva-Katharina Wenzel im Gespräch mit Dr. Michael Magner, Fachleiter des Onlinemedien-Teams und Stephanie Gray, Leiterin der Media Services.
In den vergangenen zwei Jahren hat sich das Onlinemedienset von pressrelations von rund 30.000 Onlinemedien auf heute mehr als 45.000 Titel erweitert. „Da wir auch Systemanbieter für Medienbeobachter in anderen Ländern sind, haben wir gerade in unseren Kernländern, zu denen neben Deutschland auch die Schweiz, Irland, Russland, Benelux und USA gehören, eine erstklassige Quellenabdeckung und verfügen über ein international sehr ausdifferenziertes Online-Quellenset“, so Dr. Michael Magner, Fachleiter des Onlinemedien-Teams bei pressrelations. „Als wir 2001 mit der Beobachtung von Onlinemedien begonnen haben, waren wir die ersten mit einem solchen Service“, erläutert Michael Magner. „Und auch wenn wir inzwischen seit über zehn Jahren als Full-Service-Anbieter mit einer Medienbeobachtung über alle Kanäle hinweg tätig sind, gehört die Onlinemedienbeobachtung zu unseren absoluten Kernkompetenzen.“
Die Menge der durchsuchten Titel alleine sagt allerdings nur begrenzt viel aus. Schließlich spielt auch die Qualität der ausgewählten Medien eine große Rolle. Deshalb arbeiten wir mit einem qualifizierten Medienset. D.h. wir durchsuchen ausschließlich redaktionelle Titel, die in einem ausgewiesenen Newsbereich regemäßig neue Beiträge veröffentlichen. Automatisierte Presseverteiler werden demnach ebenso wenig berücksichtigt wie Seiten mit volksverhetzenden Inhalten oder von ähnlich wenig seriösen Seitenbetreibern. Zudem können wir unser ohnehin umfassendes Quellenset auf Wunsch von Kunden oder Partnern zudem jederzeit erweitern und spezifische Titel hinzufügen.
Qualitätssicherung bei pressrelations
Die Auswahl der Medien ist aber nur ein Teil der Qualitätssicherung: Um zu gewährleisten, dass uns – und damit unseren Kunden – kein relevanter Artikel entgeht, erkennt unser System, wenn ein Medium ungewöhnlich wenige Beiträge liefert bzw. ungewöhnlich wenige Beiträge als relevant klassifiziert werden. „Das ist immer ein Zeichen dafür, dass hier auf technischer Ebene etwas geändert wurde und wir nachjustieren müssen“, so Michael Magner. „Unsere Crawler laufen schon sehr robust, doch können z.B. Relaunches von Websites es nötig machen, dass wir gewisse Parameter anpassen, um möglichst lückenlose Beobachtung zu gewährleisten.“ Diese so wichtige Qualitätssicherung wird permanent gewährleistet von einem Team aus spezialisierten und erfahrenen Mitarbeitern.
Aktuell durchsuchen wir jeden Tag rund eine Million News, die wir für unsere Kunden an 365 Tagen im Jahr auswerten. Dabei arbeiten wir bereits mit der zweiten Generation unserer hauseigenen Crawler, die neue Beiträge unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung entdecken und sie auf relevante Suchworte untersuchen. Damit liefert unsere Onlinemedienbeobachtung alle Ergebnisse in nahezu Echtzeit aus.
Strukturierte Ausgabe der Ergebnisse
Gleich ob Kunden ein rein automatisiertes Onlinemonitoring wünschen oder die Beiträge aus Onlinemedien zusätzlich manuell durch einen Lektor geprüft werden: Um mit den Ergebnissen etwas anfangen zu können, ist es in jedem Fall wichtig, dass die gelieferten Beiträge strukturiert und kundenspezifisch aufbereitet werden. „Wir reichern jeden Beitrag mit Metadaten wie Visits oder Anzeigenäquivalenzwerten an. „Das hilft den Empfängern des Medienechos auch bei der Einordnung der Berichterstattung“, so Stephanie Gray, pressrelations Teamleiterin Media Services. Außerdem können identische Beiträge, die sehr häufig in verschiedenen Medien erschienen sind, zu sogenannten Clustern zusammengefasst werden. Damit erscheinen diese Beiträge nicht mehr doppelt und dreifach, sondern werden lediglich einmal mit dem Hinweis „auch erschienen in“ angezeigt. Auch das erleichtert den Überblick und die Einordnung der Berichterstattung.
Geoblocking und DSGVO
Für Unternehmen, die international aufgestellt sind und international agieren, ist es selbstverständlich, nicht nur die deutsche (Online-)Medienlandschaft im Blick zu behalten, sondern auch die Berichterstattung in den jeweils wichtigsten Kernländern zu kennen. Was sich selbstverständlich anhört, kann in der Praxis große Schwierigkeiten mit sich bringen. Denn Onlinemedien aus anderen Ländern, aktuell insbesondere den USA, können häufig nicht ohne Weiteres von Deutschland aus aufgerufen werden. Mitunter ist es sogar schwierig, sie überhaupt über eine systematische Medienbeobachtung zu erfassen. pressrelations hat das Crawler-Problem zwar gelöst, Artikel mit relevanten Stichworten werden von uns erfasst, aber je nachdem, wie die Seitenbetreiber mit dem Thema Geoblocking umgehen, können die Artikel am Ende vom Kunden nicht aufgerufen werden. Denn um die Urheber- und ggf. Lizenzrechte zu wahren, sind viele US-Medien in Deutschland nicht aufrufbar. Hier muss ggf. die IT des jeweiligen Unternehmens weiterhelfen, um das Problem zu beheben. Wir liefern aber in jedem Fall die Metadaten mit aus, so dass die Artikel in jedem Fall zu Analysezwecken berücksichtigt werden können.
Trends in der Onlinemedienlandschaft
„Was wir in den letzten Jahren verstärkt wahrnehmen, ist, dass es sowohl in Nischen- und Fachbereichen zunehmend Titel gibt, die ausschließlich online erscheinen, ebenso wie im themenübergreifenden Nachrichtenbereich und hier als enorm wichtig und meinungsbildend angesehen werden“, so Stephanie Gray. Ein solcher Stellenwert war vor ein paar Jahren ausschließlich Printtiteln vorbehalten. In Deutschland gilt zum Bespiel Spiegel Online schon lange als eigene Instanz, die losgelöst vom Print-Titel Anerkennung findet. In den USA ist als Beispiel u.a die „Huffington Post“ zu nennen, die gar kein Pendant mehr im Print-Bereich hat.
Ein anderes Thema, dass Leser und Medienbeobachter aktuell stark beschäftigt, sind die Paywalls, die von vielen Verlagen zunehmend auf den Onlinepräsenzen eingezogen werden. Hier muss in jedem Einzelfall geschaut werden, welche Lösungen es gibt, wenn Kunden auch Beiträge aus Paid-Content-Medien benötigen. „Uns beschäftigt das Thema Paywalls bereits seit 2001“, sagt Michael Magner, „so richtig neu ist es damit eigentlich nicht.“ Und es gibt auch einen Gegentrend: „Einige Titel haben ihre Paywalls ganz aktuell wieder abgeschafft“, so Stephanie Gray. „So zum Beispiel die New York Times, die vor 6 Jahren fast nichts frei zugänglich online veröffentlicht hat.“ Hintergrund für diese Entwicklung ist unter anderem, dass Paywall-Systeme sich für Verlage nur lohnen, wenn die Einnahmen für den Paid Content die Einnahmen, die über Werbung eingenommen werden, überschreiten. „Und das ist höchst selten der Fall“, so Michael Magner.
Ein Aspekt, der aktuell dagegen an Bedeutung verliert, ist die Kommentarfunktion in Onlinemedien. Während es vor einigen Jahren so schien, als ob die Kommentare unter Artikeln bald so wichtig würden, wie die Berichterstattung selbst, gibt es zunehmend Beiträge, die gar nicht oder nur kurz kommentiert werden können. „Das ist einfach zu aufwendig für Webseitenbetreiber“, benennt Michael Magner einen Grund für diese Entwicklung. „Ein anderer wird vermutlich sein, dass es über das Social Web heute ganz andere Möglichkeiten gibt, sich über spezifische Inhalte auszutauschen.“