Wie sich Softwareentwicklung in den letzten Jahren verändern musste
Wenn Unternehmen größer werden, stellt sich auch die Frage, wie Arbeitsabläufe am besten organisiert und optimiert werden können. Im Blog-Interview wollen wir herausfinden, wie Teamwork bei pressrelations funktioniert, welche Rolle agiles Arbeiten dabei spielt und welche Eigenschaften und Fähigkeiten z.B. Entwicklerinnen und Entwickler mitbringen sollten.
Phuong, du bist jetzt seit 15 Jahren bei pressrelations – wie hat sich dein Job im Laufe der Jahre verändert?
Phuong: Seit 2005 hat sich natürlich Einiges getan: Wir sind stark gewachsen und haben uns vom Online-Presseservice zum internationalen Anbieter für crossmediale Medienbeobachtung und Medienanalyse entwickelt. Heute arbeiten 180 Kolleginnen und Kollegen an acht Standorten im In- und Ausland für unsere Kunden. Diese Veränderungen machte für uns auch eine Umstellung unserer Arbeitsweise notwendig.
Inwiefern? Kannst du ein Beispiel geben?
Phuong: In der Entwicklung haben wir schon vor einigen Jahren begonnen, eine agile Softwareentwicklung nach Scrum einzuführen – mit dem Ziel, unsere Workflows effizienter zu gestalten, mehr Transparenz zu schaffen und so unterm Strich produktiver zu sein. Am Anfang war das für uns ein Experiment. Inzwischen hat sich daraus eine agile Arbeitsweise entwickelt, die wir an uns und unsere Bedürfnisse angepasst haben. Die Umstellung hat uns geholfen, Hoheitswissen und starre Aufgabenverteilungen aufzulösen und besser als Team zu funktionieren. Jeder und jede weiß jetzt, was die Kolleginnen und Kollegen gerade auf dem Tisch haben und kann notfalls übernehmen. So geht Wissen nicht verloren, sondern wird geteilt. Wir tragen gemeinsam die Codeverantwortung.
Andere Unternehmen kaufen sich Technik & Software zu – warum ist das für euch keine Option?
Phuong: Für uns ist das tatsächlich kein gutes Modell. Wir brauchen Leute, die mitdenken und mitgestalten und nicht stumpf Dinge programmieren, auf die sie gar keinen Einfluss haben. Unsere Entwicklerinnen und Entwickler sind in die Konzeption und Planung von Anfang an eingebunden, haben also auch eine beratende Funktion im Team. Das bedeutet, wir können uns viel stärker auf das Problem fokussieren und nach Lösungen suchen, die einen echten Mehrwert für Kunden und Nutzer bieten. Die schnelleren Kommunikationswege machen uns auch flexibler. So können wir leichter auf Veränderungen und Anforderungen reagieren und diese umsetzen.
Eure Teams bestehen aus Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fachrichtungen – wie funktioniert die Zusammenarbeit genau?
Mirja: Die Implementierung unseres Media Review Centers (MRC) ist ein Projekt, das wir in einem crossfunktionalen Team umgesetzt haben. MRC ist das System, über das unsere Lektorinnen und Lektoren Medienspiegel erstellen und versenden. Bevor da überhaupt irgendwas gecodet wurde, haben wir zuerst eine Woche lang in Workshops konzipiert. Mit dabei waren Lektoren, Entwickler, Product Owner und unser UX-Designer. Das Ziel: Ein sinnvolles Produkt zu entwickeln, das die Arbeitsprozesse im Lektorat vereinfacht und verbessert. Erst als das Konzept stand, sind wir in den ersten Sprint gestartet, begleitet von regelmäßigen Stand Ups und Retrospektiven, bei denen das gesamte Team die Tagesaufgaben festlegt, priorisiert, ggf. verändert, anpasst und den Projektverlauf reflektiert.
Welche Aufgaben hast du dabei als Product Ownerin?
Mirja: Bei mir landen alle Anforderungen auf dem Tisch, die neue oder bestehende Features, Anwendungen und Produkte betreffen. Ich muss mir dann erst einmal einen Überblick verschaffen und verstehen, was genau dahintersteckt und wo tatsächlich die Probleme liegen. Dann gilt es zu entscheiden, welche Anforderungen Sinn machen und das Potenzial haben, zu einem Projekt oder Produkt zu werden. Klar, manchmal muss ich auch Dinge abblocken, die in die falsche Richtung gehen – das führt auch zu Diskussionen und erfordert kommunikatives Feingefühl, aber auch Durchsetzungskraft.
Hat es eine Anforderung auf die Task List geschafft, beginne ich zu recherchieren: Wie sehen die Nutzeranforderungen genau aus? Welche Erfahrungen gibt es bereits? Wie sind die Zielgruppen definiert? Wie geht der Wettbewerb mit dem Problem um? Schließlich hole ich die Leute an einen Tisch, um ein Team zu bilden und den Projektplan zu entwickeln.
Was ist die größte Herausforderung in deinem Arbeitsalltag?
Mirja: Die größte Aufgabe ist, die vielen verschiedenen internen und externen Anforderungen zu bearbeiten, zu priorisieren, in Projekte und Produkte zu gießen und mit den zur Verfügung stehenden Kapazitäten erfolgreich zu managen.
Madleen, du bist als UX- und UI-Designer bei pressrelations – was machst du da genau?
Madleen: Ich arbeite eng mit den Product Ownern und Entwicklern zusammen, um neue Produkte oder Features zu entwickeln oder anzupassen. UX-Design (User Experience) beschäftigt sich in erster Linie mit der Funktionalität. Also mit der Frage: Wie muss z.B. der NewsRadar® strukturiert und aufgebaut sein, damit Nutzer die Informationen finden, die sie suchen? Im Gegensatz dazu nimmt UI-Design (User Interface) das Visuelle in den Blick. Beides lässt sich nicht voneinander trennen. Deshalb arbeite ich auch in beiden Disziplinen. Vor der eigentlichen Gestaltung stehen aber zunächst einmal Konzept und Strategie: Dafür treffen wir uns im Team zum Scribbeln. Das heißt, wir skizzieren unsere Ideen und visualisieren Lösungen für ein Problem. Aus den Infos erstelle ich dann Mock-Ups, die für die weitere Abstimmung genutzt werden. Ziel ist immer, schnell und ohne viel Aufwand ein Feedback zu bekommen, das dann in die weitere Ausgestaltung einfließen kann.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die neue Kolleginnen und Kollegen mitbringen sollten?
Madleen: Wichtig ist die Bereitschaft, sich offen einzubringen und sein Wissen zu teilen. Auch die Fähigkeit, konstruktives Feedback zu geben und von anderen zu erhalten, sollten Menschen mitbringen.
Phuong: Man muss vor allem kommunizieren und über den eigenen Horizont hinausblicken können. Dazu gehört z.B. auch, dass man technische Zusammenhänge so erklären kann, dass sie auch von Nicht-Entwicklern verstanden werden.
Auf welche Skills legt ihr bei Entwicklerinnen und Entwicklern besonderen Wert?
Phuong: Also, es sollte schon Erfahrung in der Webentwicklung und mit Programmiersprachen, wie z.B. Ruby oder Ähnliches vorliegen. Auch ist es von Vorteil, sich mit relationalen Datenbanken oder Suchmaschinen wie Elasticsearch auszukennen. Doch wir erwarten nicht unbedingt ein abgeschlossenes Informatikstudium. Viele der Kolleginnen und Kollegen bei uns sind Quereinsteiger – wir haben schon Philosophen, Germanisten, Geographen im Team gehabt oder Linguisten und Informationswissenschaftler. Technisches Wissen lässt sich erlernen. Fähigkeiten, wie Team- und Kommunikationskompetenz, Kreativität, Flexibilität, Offenheit und der Mut, sich an Probleme heranzuwagen, die neu und unbekannt sind, sind uns da mindestens genauso wichtig.
Was motiviert dich nach 15 Jahren noch dazu, ins Büro zu gehen?
Phuong: Für mich ist das vor allem die Freiheit, kreativ zu sein, eigene Ideen einzubringen und Entscheidungen zu treffen. Motivierend finde ich auch, kontinuierlich Feedback aus meinem Team zu bekommen und in einem Umfeld mit sehr flachen Hierarchien zu arbeiten.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
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