Mit 2022 ging ein turbulentes Jahr zu Ende: Krieg in der Ukraine, infolgedessen die Energiekrise und nicht zuletzt die chaotische Twitter-Übernahme durch Elon Musk. Auch im Social Media Bereich hat sich viel getan: TikTok-Marketing und Podcasts haben einen enormen Aufschwung bekommen, Social Selling befindet sich auf dem Vormarsch und das Metaverse ist in aller Munde. Doch während viele noch auf das vergangene Jahr zurückblicken, lohnt sich für Marketer ein Blick in die Zukunft. Welche Social-Media-Trends erwarten uns ihm Jahr 2023?
1. Trend: Cookiekalypse
„Es gibt keine Kekse mehr!“ – Dieser Satz macht nicht nur das Krümelmonster traurig, sondern auch Marketing-Expert:innen. 2023 markiert das letzte Lebensjahr der Drittanbieter-Cookies, 2024 soll dann endgültig Schluss sein mit komfortablem Tracking. Zeit, nach Alternativen Ausschau zu halten, um Zielgruppen auch in der neuen Tracking-Ära mit personalisierten Angeboten ansprechen zu können. Auch im Social-Media-Marketing müssen personalisierte Inhalte nun auf anderen Wegen ausgespielt werden. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn manche Anbieter nehmen es mit der Privatsphäre der Nutzer:innen nicht allzu genau. Mit dem Wegfall der Cookies wird das Thema Social Listening zunehmend relevanter, um Kund:innen besser zu verstehen. Die Methode geht dabei über das klassische Medienmonitoring hinaus. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über Cookieless Tracking und die wichtigsten Entwicklungen zu diesem Thema.
2. Trend: Meta und das Metaverse
Das Metaverse sorgt für Wirbel, und zwar gerade deshalb, weil der Tech-Riese Meta über nichts anderes mehr sprechen kann. Ob das Projekt wirklich so riesig wird, wie der Konzern in seinen umfangreichen Kampagnen behauptet, bleibt abzuwarten. Dennoch hält diese neue Virtual-Reality-Welt für Unternehmen einige Möglichkeiten bereit, angefangen bei virtuellen Werbeflächen und KI-Influencer:innen über digitale Events bis hin zur Vermarktung rein digitaler Produkte und NFTs. Neben Meta gibt es jedoch auch andere Unternehmen, die an eigenen digitalen Welten arbeiten und dem Facebook-Konzern somit Konkurrenz machen könnten. Welche das sind, können Sie in diesem Artikel nachlesen.
Eine repräsentative Studie von annalect und OMD zeigt, dass viele Menschen neugierig auf das Metaverse sind: 61 Prozent der 3.000 Befragten im Alter von 16-60 Jahren können sich die Nutzung einer oder mehrerer digitaler Welten in Zukunft vorstellen. 11 Prozent der Befragten, überwiegend junge Männer, sind dort bereits aktiv. 27 Prozent können sich eine Nutzung (noch) nicht vorstellen, und nur 12 Prozent lehnen die Nutzung virtueller Welten gänzlich ab.
Wie sich dieser Social-Media-Trend einer Mischung aus virtueller, erweiterter und echter Realität weiterentwickelt, wird die Zukunft zeigen. Es ist jedoch zu erwarten, dass das Thema auch 2023 heiß diskutiert werden wird.
3. Trend: Schluss mit Greenwashing und Woke Capitalism
Seitdem soziale Bewegungen wie LGBTQ+, Black Lives Matter oder #metoo an Popularität gewonnen haben und die Werte unserer Gesellschaft verändern, äußern sich viele Unternehmen zu diesen Themen – leider oftmals aus kapitalistisch motivierten Gründen. Es ist nur schwer zu erkennen, wie viel echtes Engagement hinter Kampagnen zu Themen wie Pride, Klimaschutz oder Nachhaltigkeit steckt, denn nicht selten wird extern kommuniziertes Engagement von internem Stillstand begleitet. Wenn Firmen aus sozialen Bewegungen Kapital schlagen, nennt sich das „Woke Capitalism“. Hier lesen Sie mehr zu diesem Thema.
Laut einer Umfrage erwarten 82% der Verbraucher:innen von Unternehmen, die Bedürfnisse von Menschen und Umwelt über ihre Profitabsichten zu stellen. Das betrifft vor allem Social-Media-Aktivitäten, die oft den ersten Kontaktpunkt mit Zielgruppen darstellen. Doch genau hier hat sich die Problematik des Greenwashings eingeschlichen. Glaubwürdigkeit, Transparenz, echtes soziales Engagement und authentische Nachhaltigkeitskonzepte sind daher auch im Jahr 2023 das Gebot der Stunde.
4. Trend: Wie erkenne ich Desinformation und Deepfakes?
Fake News und digital manipulierte Bilder verbreiten sich rasend schnell in den Sozialen Medien. Insbesondere Deepfakes sehen täuschend echt aus. Aus diesem Grund geraten sie öfters in die Kritik, da unerlaubt erstellte Videos die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Personen verletzen. Beliebt sind hierbei vor allem Darstellungen internationaler Stars, die in den verfälschten Videos teilweise skurrile, aber oftmals auch problematische Aussagen oder Handlungen tätigen.
Klassische Medien sehen in Deepfakes eine große Bedrohung, da sie die öffentliche Meinung manipulieren können und durch ihre augenscheinliche Echtheit einen idealen Nährboden für Desinformation bieten. Eine Studie der Universitäten von Lancaster und Kalifornien zeigt, dass eine Unterscheidung zwischen realen und künstlich erstellten Gesichtern oftmals kaum möglich ist – teilweise wurden die Deepfakes sogar als vertrauenswürdiger eingestuft als echte Gesichter. Unternehmen und Regierungen werden im Jahr 2023 verstärkt daran arbeiten müssen, Tools zur verlässlichen Identifizierung von Deepfakes und Fake News zu entwickeln. In diesem Artikel erfahren Sie mehr zum Thema synthetische Medien und Deepfakes.
5. Trend: Mit Predictive Analytics Trends finden und aufgreifen
Predictive Analytics werden für das Social-Media-Marketing immer relevanter. Mittels Social Listening und KI werden alle relevanten Daten gesammelt und ausgewertet. Bisher geben lediglich 50% der Marketer an, Predictive Analytics zu nutzen. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl 2023 steigen wird.
Predictive Analytics ermöglicht Unternehmen, Inhalte besser zu personalisieren und schneller auf neu entstehende Trends reagieren zu können. Innerhalb des millionenfachen Medienrauschens aufkommende Zukunftstrends erkennen, noch bevor sie groß werden – das leistet die innovative Research-Methode FirstSignals.
Die inhouse entwickelte Predictive Analytics-Methode von pressrelations identifiziert aufstrebende Buzzwords aus beliebigen Themenbereichen und ordnet sie hinsichtlich ihrer Relevanz und ihres Trendpotenzials ein. Hierbei arbeiten KI und erfahrene Analyst:innen Hand in Hand. So kann herausgefunden werden, ob sich ein gefundenes Zukunftsthema mit der Zeit zu einem medial präsenten Zukunftstrend entwickelt und somit kommunikationsrelevant wird.
6. Trend: Social Commerce wird wachsen
Die Grenzen zwischen E-Commerce, Marketing und Social Media verschwimmen zusehends. Mittlerweile ist es nichts Neues mehr, dass Käufe binnen weniger Klicks abgeschlossen werden können, ohne ein Soziales Netzwerk wie Instagram vorher verlassen zu müssen. Shopping-Tags ermöglichen das Verlinken von Produkten direkt im Social-Media-Post und kreieren so ein nahtloses Einkaufserlebnis. Für Marketing-Verantwortliche ist das hochinteressant, denn je weniger Schritte die Kund:innen ausführen müssen, um einen Kauf zu tätigen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Transaktion auch wirklich durchgeführt wird.
Die Macht von Social Selling ist leicht erklärt: Wir tendieren dazu, Produkte zu kaufen, deren Mehrwert klar ersichtlich ist. Viele Kommentare und Bewertungen zu einem Produkt liefern einen Social Proof. Das psychologische Prinzip ist einfach: Was viele gekauft haben, kaufe ich auch. Wird ein Produkt von echten Personen getestet und empfohlen, die ähnliche Interessen haben wie ich, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich ebenfalls zum Kauf entschließe.
Durch die Algorithmen der großen Sozialen Netzwerke können Produkte noch viel besser als zuvor an Menschen herangetragen werden, die sich wirklich dafür interessieren und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Kund:innen werden. Es lohnt sich also, 2023 die Implementierung von Social Shopping in die eigene Vertriebsstrategie zu erwägen. Mehr Infos zu diesem Thema erhalten Sie hier.
7. Trend: Keine Customer Experience ohne Social Media
Wer kennt es nicht – stundenlanges Hängen in der Warteschleife, keine Antwort auf die E-Mail an den Support, undurchsichtige FAQs und standardisierte Chatbots. Wer heute nicht in der Lage ist, Anfragen der Kundschaft anständig zu managen, wird 2023 umdenken müssen. Zuallererst empfiehlt sich ein Kanalwechsel. Telefon und E-Mail waren gestern; viele Verbraucher:innen stellen ihre Supportanfragen bereits an die Social-Media-Accounts der Unternehmen. Diese sollten daher in Erwägung ziehen, ihren Kundenservice dorthin auszulagern und die Customer Experience durch moderne digitale Kommunikation erheblich zu beschleunigen und zu verbessern.
8. Trend: Community statt Personas
Die traditionelle Marketing-Praxis der Zielgruppenanalyse besteht darin, Personas zu bilden. Eine sinnvolle Maßnahme, wenn kein direkter Kontakt zur Zielgruppe besteht. Doch Kommunikation funktioniert längst nicht mehr nur „one way“ vom Unternehmen zur potenziellen Kundschaft, sondern bildet viel mehr einen Kreislauf. Kund:innen formen Communities, die sich in den Sozialen Medien regelmäßig zu Unternehmen und Produkten äußern und somit ein klares Bild ihrer Bedürfnisse zeichnen. Diese Communities sind zudem sehr anpassungsfähig und wechselhaft, was ihre Nachbildung in Form von Personas stark erschwert. Unternehmen sollten daher mit ihrer Community interagieren, um Bedürfnisse und Wünsche zu identifizieren und diesen zu entsprechen.
Fazit: Social Media wächst über sich hinaus
Viele der hier erwähnten Social-Media-Trends für 2023 haben sich bereits im Jahr 2022 manifestiert und weisen auch weiterhin ein hohes Zukunftspotenzial auf. Neue Trends wie das Metaverse, rechtliche Änderungen wie das Cookie-Aus sowie die sich verändernden Bedürfnisse der Zielgruppen stellen Unternehmen vor die Herausforderung, eine hohe Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit zu entwickeln. Social Media wird in Zukunft kein reiner Kommunikationskanal bleiben, sondern sich zum direkten Vertriebsinstrument entwickeln. Der Kontakt zu Kund:innen und Zielgruppen auf diesen Plattformen lässt sich durch Social Listening, Social Selling und Kundenservice-Accounts noch weiter intensivieren. 2023 wird diese Social-Media-Trends noch weiter forcieren und zudem neue spannende Entwicklungen hervorbringen.