Das Schicksal der Menschen in der Ukraine und der Geflüchteten hat uns alle sehr bewegt. Wie viele andere auch, fragen wir uns, wie wir helfen können. Wichtig dabei ist, dass Hilfsangebote nicht ziellos gemacht werden, sondern dort, wo die Menschen sie am dringendsten benötigen. Was sollte man also beachten, wenn man helfen möchte, und wo sind die richtigen Anlaufstellen für Spenden? Wir haben unsere technischen Möglichkeiten genutzt, die Angebote analysiert und die wichtigsten Dos und Don’ts für Spendenwillige zusammengefasst.
Die aktuelle Situation in Osteuropa ruft auch Tage nach ihrer Eskalation bei den meisten Menschen ein zentrales Gefühl hervor – lähmende Ohnmacht. Ein Krieg in Europa schien noch vor wenigen Wochen unvorstellbar, aber nun ist dieses Szenario bittere Realität geworden. Doch neben um sich greifender Rat- und Fassungslosigkeit entwickeln viele Menschen auch eine enorme Hilfsbereitschaft: Von Aufrufen zu Geldspenden über das Sammeln von Sachspenden bis hin zu Wohnungsangeboten für Geflüchtete sind zahlreiche Maßnahmen vertreten. Bei dieser Fülle an Hilfsangeboten ist es mitunter schwierig einzuschätzen, welche Spenden wirklich hilfreich sind und dort ankommen, wo sie benötigt werden. Um das beurteilen zu können, ist es wichtig, die aktuelle Lage richtig zu bewerten und entsprechende Handlungen zu koordinieren.
Sachspenden im Überfluss
Schon jetzt quellen die Sachspendenlager über – dabei werden materielle Dinge momentan kaum noch benötigt. Einige Menschen fahren auf eigene Faust an die ukrainische Grenze, ausgestattet mit Decken, Konserven und Wasserflaschen, alles in guter Absicht – doch die Geflüchteten werden nicht an den Grenzen verweilen, sondern steigen direkt in Züge Richtung Westen. Lebensmittel oder Textilien, die für einen längeren Zeitraum ausreichen sollen, werden dort nicht gebraucht.
Hilfsorganisationen bitten Privatpersonen, davon abzusehen, eigenmächtig in die Grenzgebiete zu reisen und dort helfen zu wollen. Die Schlafplätze, die in so einem Fall von den Hilfswilligen belegt werden, können ebenso gut den Geflüchteten direkt zur Verfügung gestellt werden. Benötigt wird dagegen vor allem geschultes Fachpersonal wie Ärzte, Journalisten oder Anwälte, die den Menschen in Form von humanitärer und rechtlicher Hilfe Beistand leisten sowie der Welt über das Geschehen an den Grenzen berichten können.
Geldspenden kommen an
Es mag sich für den Einzelnen nicht so anfühlen, als würde er oder sie aktiv etwas unternehmen – dennoch sind Geldspenden momentan der effektivste Weg, um den Menschen in und aus der Ukraine zu helfen. Gut aufgehoben sind die Spenden in jedem Fall bei bekannten und seriösen Organisationen wie Unicef, SOS Kinderdorf, Ärzte ohne Grenzen, Aktion Deutschland hilft, Save the Children oder der Caritas.
„Wir sind als Hilfsorganisation in diesen Tagen an mehreren Schauplätzen gleichzeitig gefordert – zuallererst natürlich in der Ukraine selbst, wo wir derzeit alles unternehmen, die Hilfe unter schwierigsten Bedingungen weiter aufrecht zu erhalten“, erklärt uns Klaus Schwertner, Gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. „Die Caritas ist seit knapp 30 Jahren in der Ukraine engagiert – knapp 1.000 Mitarbeiter sind vor Ort im Einsatz. Wir verteilen Nothilfepakete, betreuen Kinder und geben etwa auch Binnenvertriebenen ein Dach über dem Kopf. Darüber hinaus sind wir in den Nachbarländern der Ukraine im Einsatz – mit unseren Partner-Organisationen versorgen wir Flüchtlinge an den Grenzen mit dem Nötigsten.“ Seit Beginn des Konflikts im Jahr 2014 haben die Hilfsmaßnahmen der Caritas nach eigenen Angaben mehr als 800.000 Menschen in der Ukraine erreicht. In den kommenden Tagen wird diese Zahl sicherlich noch weiter ansteigen.
Während viele Menschen sich derzeit auf Hilfsgüter für Geflüchtete fokussieren, sollte man gleichzeitig im Blick behalten, dass auch die in der Ukraine verbliebenen Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Es ist daher sinnvoll, Spenden direkt in die Ukraine zu schicken. Eine Anlaufstelle hierfür ist das ukrainische Rote Kreuz.
Neben den vielen seriösen Hilfsorganisationen gibt es leider auch unseriöse Institutionen, die nicht transparent machen, wie sie mit Spendengeldern umgehen und wo diese landen. Andere wiederum geben sehr viel Geld für Werbung und Verwaltung aus, kommen ihren gesetzlichen Auskunftspflichten nicht nach oder setzen Spender mit Geschenken unter Druck. All diese Informationen sind in der Datenbank des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) einsehbar. Von Spenden an solche Organisationen sollte abgesehen werden.
Das DZI stellt außerdem eine Liste aller Organisationen bereit, die über das DZI-Spenden-Siegel für vertrauenswürdige Spendenorganisationen verfügen. Das Siegel wird nur nach eingehender Prüfung verliehen. Hier sind Spenden für die Ukraine gut aufgehoben.
Kampf gegen Desinformation
Gerade bei der Suche nach Spendenorganisationen im Internet ist es oft nicht leicht, gute und schlechte Hilfsorganisationen voneinander zu unterscheiden. Es kursieren derzeit eine Reihe von Falschinformationen über das Kriegsgeschehen, aber auch über Hilfsangebote und Möglichkeiten zur Spende. Wer diesen Unwahrheiten etwas entgegensetzen möchte, kann seriöse Quellen in den Sozialen Medien teilen und auf unseriöse Angebote aufmerksam machen.
Einige Journalisten und Influencer haben bereits recherchiert und Listen mit seriösen Informationsquellen und Anlaufstellen für Hilfsangebote veröffentlicht. Indem diese verlässlichen Informationen weiterverbreitet werden, lassen sich Schäden durch Fake News begrenzen. Allerdings sollten Informationen aus dem Internet niemals einfach geteilt, sondern vorher immer überprüft werden.
Gemeinsam gegen den Krieg
Die Spendenbereitschaft der Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt ist derzeit enorm, ebenso wie die Anteilnahme am Schicksal der Ukrainer. Viele stellen den Geflüchteten sogar einen Wohn- und Schlafplatz in den eigenen vier Wänden zur Verfügung. Die wohl größte Online-Plattform für Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland ist #Unterkunft Ukraine. Neben unserem eigenen Engagement werden wir die Entwicklungen und Bedarfsänderungen der Spendenorganisationen weiterhin beobachten und auf unserem Blog zukünftig Updates zur Verfügung stellen.