Jeder hat sie zu Hause – High-Tech-Geräte, versteckt hinter Metallgehäusen und Touchscreens, die unseren Alltag als ständige Begleiter vereinfachen sollen. Sie scheinen omnipräsent zu sein und sind ständig sichtbar, sei es das Smartphone in unserer Hand, der Computer auf dem Wohnzimmertisch oder der in die Wohnwand integrierte Fernseher. Mittlerweile befindet sich eine neue High-Tech-Generation auf dem Vormarsch: Shy-Tech, zu Deutsch schüchterne Technik, beeinflusst derzeit Produktdesign-Trends in den unterschiedlichsten Bereichen und übt sich, im Gegensatz zu High-Tech-Geräten, in vornehmer Zurückhaltung.
Schlichte Eleganz, glatte Oberflächen und Minimalismus – Dieser Stil hat sich in vielerlei Hinsicht bereits wieder etabliert, als eine rückbesinnende Antwort auf die Ära des Bunten und Lauten in unserer spätkapitalistischen Gesellschaft. Nun strebt auch die Technik, deren Komplexität in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, eine Rückkehr zu minimalistischen Benutzeroberflächen und selbsterklärenden Bedienmustern an, selbstverständlich ohne funktionelle Einbuße. Der Wunsch nach technischen Geräten, die nicht aus zahlreichen Schaltern und Knöpfen bestehen, stellt den Aspekt der Usability wieder in den Vordergrund und kreiert somit für die Herstellung die Herausforderung, hochkomplizierte Technik in ihrer äußeren Erscheinung maximal zu vereinfachen. Mit Hilfe von Sprachsteuerung oder Gestikulation wird diesem Wunsch bereits entsprochen, und zukünftig könnten sogar mentale Steuerungsprozesse die Bedienung der minimalistischen Shy-Tech noch weiter erleichtern.
Verwirrende Vielfalt
Viele Geräte in unserem Alltag stammen von verschiedenen Herstellern und weisen daher unterschiedliche Bedienmuster auf. Diese Vielfalt erschwert beispielweise den Datentransfer zwischen unterschiedlichen Betriebssystemen. Die Lösung ist eine Verbindung verschiedener, bereits existierender Technologien zu einem allumfassenden Netzwerk, sodass nicht ständig zwischen Geräten gewechselt werden muss und das Erlernen immer neuer Funktionsweisen obsolet wird. Somit wird auch weniger Hardware benötigt, und Shy-Tech kann ihr volles Potenzial entfalten.
Intelligente Technologien wie Amazon’s Alexa wurden nicht entwickelt, um den Alltag zu dominieren, sondern um zeitkonsumierende Tätigkeiten in den Hintergrund zu verlagern und diskret auszuführen. Sprachassistenz-Technologien wie Siri und Alexa oder auch Tracking-Algorithmen passen sich den Bedürfnissen ihrer Zielgruppen an, lernen aus deren Verhalten, beobachten Interessen und reagieren mit den passenden Antworten oder zeigen benutzerdefinierte virtuelle Inhalte an. Shy-Tech ist somit kaum noch wahrnehmbar, sie agiert vollständig im Hintergrund und soll den Nutzenden maximale Entlastung bieten.
Shy-Tech boomt
Sucht man im Netzt nach „Shy-Tech“, so fällt auf, dass vor allem die Automobilindustrie, insbesondere BMW, mit dem Begriff assoziiert wird. Hier ist von minimalistischen Autocockpits die Rede, welche mit Hilfe von Shy-Tech zukünftig anstatt der gewohnten Schalter und Knöpfe nur noch aus glatten Oberflächen verschiedenster Stofflichkeiten bestehen sollen. So könnte beispielsweise auch Holz als Touchscreen fungieren, und hinter Stoff und Leder werden unsichtbare Schaltflächen versteckt. Das ultimative Ziel ist, durch Projektionen jegliche Art von Oberfläche in ein interaktives Bedienfeld zu verwandeln und das Autocockpit somit schlicht und clean zu halten. Die physische Hardware macht Platz für virtuelle Wunder.
Die Abfrage im pressrelations SearchPool ergibt: Das Thema Shy-Tech boomt gerade in dieser Industrie, allerdings bisher nur im Online-Bereich. In der gesellschaftlichen Mitte scheint Shy-Tech noch keine allzu große Rolle zu spielen, was das geringe Beitragsaufkommen in den sozialen Medien zeigt, denn hier gibt es bisher kaum Diskussionen oder Meinungen zu dem Thema. Noch ist das Bedürfnis, die Technik visuell aus unserem Alltag verschwinden zu lassen, kaum vorhanden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Shy-Tech erst seit kurzem im Netz auftaucht, aber sicherlich das Potenzial hat, sich auch über die Automobilindustrie hinaus zu einem großen digitalen Trend zu entwickeln. Hier lohnt sich ein Blick nach China: Das Thema Shy-Tech ist dort weitaus präsenter als in vielen anderen Ländern. Chinas technische Neuerungen und innovative Digitalisierungskonzepte sind unserer digitalen Realität derzeit weit voraus, und da aus China auch zukünftig viele digitale Innovationen zu erwarten sind, werden neue Impulse im Bereich Shy-Tech sicherlich dort ihren Ursprung finden.
Der Mensch muss sich also nicht mehr an die Technik anpassen, sondern umgekehrt: Die Technik verschwindet im Hintergrund, um dem menschlichen Wunsch nach Minimalismus zu entsprechen, und integriert sich somit immer nahtloser in unseren Alltag.